„Wärst du bereit, einem Fremden alles zu erzählen? Dinge, die niemand über dich weiß?!“ – „Daddio – Eine Nacht in New York“ präsentiert ein eindrucksvolles Duo in den Hauptrollen: Dakota Johnson („Frau im Dunkeln“, „Fifty Shades of Grey“, „Black Mass“) und Sean Penn („Cheyenne – This Must Be the Place“, „Mystic River“, „Milk“). Regie führte Christy Hall („I Am Not Okay with This“), die auch das Drehbuch verfasste und den Film mitproduzierte.
In einer nächtlichen Szenerie am New Yorker Flughafen steigt eine junge Frau (Dakota Johnson) in ein Taxi, das sie nach Hause in ihre Manhattaner Wohnung bringen soll. Während der Fahrt beginnen sie und der Fahrer namens Clark (Sean Penn) langsam ein Gespräch. Sie wird jedoch immer wieder von Textnachrichten eines Mannes, den sie als L abgespeichert hat, abgelenkt, was sie dazu veranlasst, dem Fahrer nach und nach ihre unglücklichen Liebesentscheidungen zu offenbaren, einschließlich einer Affäre mit einem verheirateten Mann. Auch der Fahrer enthüllt zunehmend mehr über sein eigenes Leben. Was folgt, ist eine inspirierende Unterhaltung, die tief berührt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Das Gefühlskarussell beginnt
Sean Penn zeigt sich in Bestform als Yellow Cab-Fahrer, eine aussterbende Art in der modernen Großstadt. Er beklagt sich über die Menschen, die nur am Handy hängen, dank ihrer Kreditkarten kaum noch Trinkgeld geben, während sie sich früher beim Bargeld gar keine Gedanken darüber gemacht haben und sorglos 10er, 20er oder 50er haben „springen lassen“. Dakota Johnson brilliert als einsame junge Frau, die hin- und hergerissen ist zwischen alten Mustern und einer neuen Perspektive – die alten Muster stellen ihre vergangenen Zeiten dar, die sich zu wiederholen drohen, während die neue Perspektive Clarks Erzählungen darstellen. Die beiden Protagonisten lassen uns tief in ihr Innenleben blicken und teilen ihre intimsten Gedanken, wohl wissend, dass sie sich wahrscheinlich nie wiedersehen werden. Diese Offenheit erzeugt eine große Nähe zwischen den beiden und vor dem Hintergrund der nächtlichen Großstadt entsteht eine Poesie, die nachwirkt. Sie lachen, sie weinen, sie werden wütend – und das alles innerhalb der 101 Minuten.
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Phedon Papamichael („Le Mans 66“, „The Monuments Men“, „Downsizing“) sorgt als Kameramann für atmosphärische Bilder. Das Spiel von Licht und Schatten sowie die Kamerawechsel unterstreichen die emotionale Tiefe des Films. Die stillen Momente sind wie eine Waagschale, die das Gleichgewicht der Erzählung hält. Der Daddy, der Girlie konstant mit aufdringlichen Nachrichten bombardiert, fungiert als absichtlich störender dritter Charakter, welcher in jedem Ekel erweckt und die Manipulierbarkeit der jungen Frau offenbart. Girlie hinterfragt auf der einen Seite die Motive ihrer Affäre – um einige Momente später wieder in diese Muster zu verfallen, vor denen Clark sie warnt. Aber ist ihre Beziehung nicht anders als diese typischen Affären? Ist sie etwas besonderes, der solche stereotypen Geschichten nicht passieren können?
Sean Penns Darstellung ist großartig – man könnte sich vorstellen, ihm alles zu erzählen. Beide Charaktere sind emotional tief bewegt, doch als „harte New Yorker“ versuchen sie, sich nichts anmerken zu lassen. Der Film lädt dazu ein, Stereotypen zu hinterfragen und bietet eine Perspektive auf die Beziehung zwischen einem älteren Mann und einer jüngeren Frau, die oft von Manipulation und Missverständnissen geprägt ist.
„Daddio – Eine Nacht in New York“ richtet sich an all jene verlorenen Seelen, die die eigentliche Wahrheit nicht hören wollen. Der Film zeigt, wie eine Begegnung in einem Taxi zu einer Art Beichtstuhl-Situation wird, in der alles Gesagte innerhalb dieser vier Wände bleibt. Er reiht sich in die Liste von Filmen ein, die nur in einem Set und in einer Situation funktionieren – aber hier auf engstem Raum.
Insgesamt ist „Daddio – Eine Nacht in New York“ ein intensives, emotionales Drama, das durch die herausragenden Darstellungen von Dakota Johnson und Sean Penn sowie die poetische Inszenierung von Christy Hall und Phedon Papamichael überzeugt. Empfehlenswert für alle, die sich auf eine tiefgehende Reflexion über Wahrheit, Illusion und menschliche Beziehungen einlassen möchten.
Vielen Dank an Leonine für die Einladung zur Pressevorführung.