Manchmal reicht ein einziger Ort, um eine Geschichte zu erzählen, die Generationen überspannt. In HERE, dem neuen Film von Regisseur Robert Zemeckis, nehmen Tom Hanks und Robin Wright ihre ZuschauerInnen mit auf eine emotionale Reise durch Zeit und Raum. 30 Jahre nach ihrem Erfolg mit Forrest Gump stehen sie wieder gemeinsam vor der Kamera – diesmal begleitet von Paul Bettany und Kelly Reilly in weiteren Hauptrollen.
Basierend auf der gefeierten Graphic Novel von Richard McGuire erzählt HERE von Menschen, die alle an demselben Ort leben – nur zu unterschiedlichen Zeiten. Das Wohnzimmer eines Hauses wird zur Bühne für zahllose Schicksale, von der prähistorischen Ära bis in die ferne Zukunft. Liebe, Verlust, Hoffnung und Veränderung: Die Themen des Films sind universell und zeitlos.
Ein visuelles Experiment mit emotionaler Wucht
Wer Robert Zemeckis kennt, weiß, dass er technologische Innovationen liebt. In HERE wagt er sich erneut an ein filmisches Experiment: Die gesamte Handlung spielt in einem einzigen Raum, während sich die Zeiten um ihn herum verändern. In überlappenden Szenen tauchen Menschen aus verschiedenen Epochen auf – oft gleichzeitig. Die Bildkomposition erinnert an aufgeschlagene Seiten einer Graphic Novel, in der unterschiedliche Panels nebeneinander existieren.
Dieses Konzept sorgt für einen einzigartigen visuellen Stil, kann aber auch herausfordernd sein. Die Erzählstruktur folgt keiner klassischen Dramaturgie, sondern verwebt Fragmente aus verschiedenen Leben zu einem größeren Ganzen. Dadurch fühlt sich der Film fast dokumentarisch an – als würde man einem Ort dabei zusehen, wie er die Geschichte der Menschheit in sich aufsaugt.
Tom Hanks und Robin Wright – Ein Wiedersehen mit vertrauten Gesichtern
Die Besetzung ist ein großes Highlight des Films. Tom Hanks spielt Richard Young, einen Künstler, der seinen Traum aufgibt, um seine Familie zu ernähren. Seine Entwicklung ist tragisch und gleichzeitig vertraut: der Kampf zwischen persönlicher Leidenschaft und gesellschaftlicher Verantwortung. An seiner Seite überzeugt Robin Wright als Margaret, die sich in einer Welt voller gesellschaftlicher Erwartungen behaupten muss.
Auch Paul Bettany liefert als Richards Vater eine beeindruckende Performance. Als frustrierter und gescheiterter Mann steht er für einen Zyklus, der sich über Generationen hinweg wiederholt – eine bittere Wahrheit, die der Film immer wieder thematisiert.
Ein Film über das Vergehen der Zeit – und das, was bleibt
HERE ist kein klassisches Drama mit einer klaren Handlung, sondern eher eine filmische Meditation über die Vergänglichkeit. Was bleibt von uns, wenn wir gehen? Welche Spuren hinterlassen wir an den Orten, an denen wir gelebt haben? Diese Fragen stellt der Film auf beeindruckende Weise, auch wenn seine unkonventionelle Erzählweise nicht alle ZuschauerInnen abholen wird.
Manche Szenen wirken etwas langgezogen, während andere abrupt enden. Doch genau das spiegelt das Leben wider – nicht jede Geschichte hat einen sauberen Anfang oder ein klares Ende. Der Film verlangt Geduld, belohnt aber mit starken Bildern und nachdenklichen Momenten.
Fazit: Ein mutiger Film, der zum Nachdenken anregt
HERE ist ein visuell beeindruckendes und emotional aufgeladenes Werk, das sich Zeit nimmt, um Geschichten zu erzählen. Wer actiongeladenes Kino sucht, wird hier nicht fündig. Stattdessen erwartet die ZuschauerInnen eine poetische Reflexion über Zeit, Erinnerung und die Bedeutung von Heimat.
Ob der Film für jede/n funktioniert, ist eine andere Frage. Wer sich auf das Konzept einlassen kann, wird jedoch mit einem einzigartigen Kinoerlebnis belohnt. Ab dem 12. Dezember kannst du selbst herausfinden, ob HERE dich berührt – der Film startet deutschlandweit in den Kinos.