Colleen Hoovers Bestseller-Roman „It Ends With Us“ hat mit seiner Verfilmung „Nur noch ein einziges Mal“ den Sprung von den Buchseiten auf die große Leinwand geschafft. Die Regie übernahm Justin Baldoni, der neben Blake Lively, Justin Baldoni, Jenny Slate, Hasan Minhaj, Amy Morton und Brandon Sklenar in den Hauptrollen zu sehen ist. Das Drehbuch stammt von Christy Hall, basierend auf Hoovers Bestseller. Der Film erzählt die Geschichte von Lily Bloom (Blake Lively), die sich nach einer traumatischen Kindheit in Boston ein neues Leben aufbauen möchte, und beleuchtet die komplexen Dynamiken ihrer Beziehungen.
Plot und Handlung
„Nur noch ein einziges Mal“ beginnt mit der charmanten Vorstellung von Lily Bloom, einer Frau, die nach Boston zieht, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen und ihr eigenes Geschäft zu eröffnen. Die anfängliche Begegnung mit dem Neurochirurgen Ryle Kincaid (Justin Baldoni) entfaltet sich schnell zu einer leidenschaftlichen Beziehung. Doch schon bald treten erste Schatten auf: Ryle zeigt Verhaltensweisen, die Lily an die toxische Beziehung ihrer Eltern erinnern. Die Situation eskaliert weiter, als auch Lilys erste große Liebe, Atlas Corrigan (Brandon Sklenar), wieder auftaucht, was die Beziehung zu Ryle auf eine harte Probe stellt.
Der Film soll Lilys Kampf um Selbstverwirklichung mit der Herausforderung, sich ihren eigenen inneren Dämonen und den Schatten ihrer Vergangenheit zu stellen, zeigen. Doch wie gut gelingt es dem Film, ein ernstes Thema wie häusliche Gewalt angemessen zu behandeln?
Kritische Betrachtung
„Nur noch ein einziges Mal“ versucht, die Thematik der häuslichen Gewalt in eine romantische Erzählung einzubetten, doch dabei entstehen einige Herausforderungen. Obwohl der Film die Problematik versucht ernst zu nehmen, wirkt die Darstellung von häuslicher Gewalt extrem oberflächlich. Die „Gewalt“ wird zu Beginn nicht direkt gezeigt, sondern nur angedeutet. Dies mag auf den ersten Blick eine sensible Herangehensweise sein, doch es verleiht dem Film eine gewisse Distanz zur Realität. Es gibt Momente, in denen Lily in einer Art Rückblick die Gewalt erlebt, jedoch wirkt es alles sehr blass und man hat in keinem Moment wirklich Sorge um die Figur.
Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass der Film eine sehr privilegierte Perspektive auf die Situation zeigt. Lily ist finanziell unabhängig, besitzt ihren eigenen Laden und hat die Möglichkeit, ihr Leben neu zu gestalten. Diese Darstellung lässt den Eindruck entstehen, dass es für Menschen in einer solchen Situation einfach ist, aus der Beziehung auszubrechen und ein neues Leben zu beginnen. Diese Darstellung steht im Kontrast zur Realität, in der viele Menschen in ähnlichen Situationen vor erheblichen Herausforderungen stehen, die nicht so leicht zu überwinden sind. Der Film vernachlässigt, die strukturellen und sozialen Hürden zu beleuchten, die viele Menschen davon abhalten, aus Missbrauchsbeziehungen auszubrechen.
Die anfänglichen Szenen des Films ziehen sich in die Länge, und die Mischung aus Lilys Teenager-Jahren und ihrer aktuellen Situation gelingt nicht immer flüssig. Es entsteht der Eindruck, dass der Film sich nicht klar zwischen Vergangenheit und Gegenwart unterscheidet, was die emotionale Tiefe und die Charakterentwicklung beeinträchtigt. Zudem sie sich auch nie von der Vergangenheit löst – sie hat ihr ganzes Leben in Boston darauf aufgebaut, dass ihre Jugendliebe auch „immer dort hin wollte“.
Zusätzlich gibt es eine Diskrepanz zwischen der Vermarktung des Films und dem tatsächlichen Inhalt. Die Trailer suggerieren eine Rom-Com, doch der Film ist weit mehr als das. Dieser Unterschied könnte für ZuschauerInnen, die eine leichtere, romantische Komödie erwarten, enttäuschend sein. Die romantischen Elemente sind zwar präsent, werden jedoch durch die ernsten Themen der Gewalt und der persönlichen Selbstfindung stark in den Hintergrund gedrängt. So richtig weiß der Film leider selbst manchmal nicht, was er sein möchte – kritisch, romantisch oder hoffnungsvoll?
Fazit
„Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us“ ist eine Adaption von Colleen Hoovers Bestseller, die sich mit bedeutenden und herausfordernden Themen auseinander setzen möchte, dies aber absolut falsch angeht. Die Darstellungen von Blake Lively und Justin Baldoni sind zwar an manchen Stellen stark und bringen Tiefe in ihre Charaktere, was aber überschattet wird von den nicht ernstzunehmenden Dialogen. Die Handlung versucht, komplexe emotionale und zwischenmenschliche Konflikte darzustellen, wird aber in ihrer Herangehensweise an das Thema häusliche Gewalt nicht gerecht. Hin und wieder gibt es sogar einem das Gefühl, dass es ein einfaches wäre, so etwas hinter sich zu lassen. Gerade gegen Ende gibt es eine poetische Bildsprache, die nicht zu der Angst passt, die jemand in solchen Situationen empfinden könnte.
Während der Film eine charmante und manchmal berührende Erzählung bieten möchte, bleibt er in seiner Darstellung der häuslichen Gewalt leider an der Oberfläche und zeigt eine unrealistische Perspektive auf die Problematik. Für Zuschauer, die sich auf eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thema erhoffen, könnte der Film enttäuschend und sogar triggernd wirken.
Unsere Anmerkung:
Betroffene häuslicher Gewalt können hier Hilfe finden.