We Live in Time von Regisseur John Crowley ist mehr als nur ein Liebesdrama – es ist eine intime Reise durch die Facetten der Liebe, gefärbt von den schmerzvollen, flüchtigen Momenten der Vergänglichkeit. Florence Pugh und Andrew Garfield verkörpern Almut und Tobias, ein Paar, dessen Leben von den sanften Anfängen bis zu den bittersüßen Abschieden reicht und in kaleidoskopartigen Sequenzen durch die Zeit driftet. Dabei verliert der Film nie die Magie des Augenblicks und zieht das Publikum tief in ein Wechselspiel aus Hoffnung, Verlust und Hingabe.
Von der ersten Begegnung der beiden, einem Unfall, der zu ihrem Schicksal wird, bis hin zu ihren täglichen Herausforderungen, zeigt der Film die Liebe, wie sie wirklich ist: rau, kompliziert und voller unausgesprochener Versprechen. Almut und Tobias wachsen gemeinsam durch die alltäglichen Höhen und Tiefen, die für Außenstehende banal erscheinen mögen, aber in den stillen Gesten des Films eine tiefere Resonanz finden. Die Leidenschaft Almut’s für ihre Karriere als Köchin steht dabei im Mittelpunkt, während Tobias als Vertreter für eine Cerealienfirma in den Hintergrund tritt – ein Rollenbild, das die klassische Dynamik subtil unterläuft und so die Entwicklung der beiden Charaktere noch nuancierter macht.
Die filmische Erzählstruktur bricht bewusst mit der linearen Chronologie und lässt die Zeit auf emotionale Weise zerfließen. Ohne klare Übergänge oder Rückblenden taucht der Film in verschiedene Zeitpunkte ein: der fröhliche aber auch kuriose Beginn ihrer Liebe, als Almut den vom Herzschmerz geplagten Tobias (der sich im Bademantel im nächsten Supermarkt Stifte und Kekse holt um seine Scheidungspapiere zu unterzeichnen) anfährt. Die nervenaufreibende Wartezeit beim Versuch, ein Kind zu bekommen. Der Augenblick, als Almut schwanger ist und voller Hoffnung strahlt – bis hin zu den dunklen Momenten, als eine erneute Krebserkrankung alles infrage stellt. Almut steht vor einer schweren Entscheidung – die Zeit, die ihr bleibt, einfach zu genießen, oder sich wieder einer schweren Therapie zu unterziehen.
Justine Wrights filigrane Montage führt uns dabei ohne Titelkarten oder Zeitsprünge an die Hand. Stattdessen verrät sich jeder neue Lebensabschnitt durch Almuts sich verändernden Körper – den wachsenden Bauch der Schwangerschaft oder den kahlen Kopf während der Chemotherapie. Diese Anordnung wirkt oft zufällig, doch genau darin liegt die emotionale Logik des Films: Die Erinnerungen greifen ineinander wie Puzzlestücke, die uns ein vollständiges Bild der Liebe und ihres Zerbrechens malen.
Pugh und Garfield meistern ihre Rollen mit einer stillen Intensität, die tief unter die Haut geht. Sie geben den Figuren eine Rohheit und Verletzlichkeit, die den ZuschauerInnen das Gefühl gibt, als würden sie einen Moment beobachten, der zu privat und zu real ist, um ihn nur auf der Leinwand zu erleben. Pugh lässt uns den Schmerz und die Entschlossenheit einer Frau spüren, die sowohl ihren Lebenstraum als auch ihre Familie verteidigt. Garfield, der Tobias sanft und mit tiefem Mitgefühl spielt, bringt eine ruhige, aber nicht weniger eindringliche Präsenz mit. Die Chemie zwischen den beiden ist fesselnd und verwandelt ihre gemeinsamen Szenen in ein wahres Schauspiel der Hingabe. Die Kamera, die sich oft sanft in den Raum schmiegt, unterstreicht das Gefühl der Intimität und Nähe. In den bedeutungsschweren Momenten – sei es der schlichte Griff nach der Hand des Anderen oder der stille Ausdruck von Schmerz – gleitet die Linse wie ein stiller Beobachter und fängt die Stille ein, die in diesen Augenblicken oft lauter ist als Worte. Crowley nutzt diesen Fokus auf das Detail meisterhaft, um das Gefühl zu vermitteln, dass wir das Leben der beiden in flüchtigen Erinnerungsfragmenten durchleben.
We Live in Time ist kein gewöhnliches Liebesdrama, das auf kitschige Happy-Endings setzt. Stattdessen zeigt Crowley eine realistische, ja fast schmerzhafte Version der Liebe, die sich abseits des Glanzes von Hollywood-Romantik abspielt. Es ist ein Film, der uns lehrt, dass die wirklich großen Momente oft in den kleinen Gesten liegen, im Lächeln eines geliebten Menschen, im Schweigen, das mehr sagt als tausend Worte. Die ZuschauerInnen werden eingeladen, sich mit dem Zerbrechlichen, dem Ungewissen und der Schönheit der unvollkommenen Liebe auseinanderzusetzen.
Crowleys Werk ist ein ehrliches Porträt, das uns schlussendlich zeigt, wie kostbar die Augenblicke sind, die wir mit den Menschen verbringen, die wir lieben. We Live in Time lässt die ZuschauerInnen mit einem bittersüßen Gefühl zurück, der Ahnung, dass jedes Ende auch den Beginn von etwas Neuem birgt und dass die Liebe, so vergänglich sie sein mag, in den Erinnerungen für immer weiterlebt.
We Live in Time ist ab dem 9. Januar 2025 im Kino.
Vielen Dank an VOLL:KONTAKT für die Einladung zur Pressevorführung.