Was braucht es, um eine gute Mutter zu sein? Diese Frage stellt sich Louise bei einem aufwühlenden Roadtrip durch die USA der späten 1960er Jahre, bei dem sie versucht ihrem Sohn Mitch zu zeigen, wie man sich in der oft grausamen modernen Welt zurechtfindet.
Das Gute vom Bösen zu unterscheiden war noch nie leicht. Besonders für eine alleinerziehende Mutter Ende Zwanzig, die sich um einen cleveren Achtjährigen kümmert. Jede Entscheidung, die in Best Month Ever getroffen wird kann das Leben von Mitch für immer verändern. Euer Handeln hat Einfluss darauf, was für ein Mensch Mitch wird und welche Werte ihn leiten werden, wenn er erst einmal erwachsen ist.
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Gameplay
In Best Month Ever begleiten wir die zwei auf eine Reise durch verschiedene Kapitel eines Monats. Die Schauplätze wechseln, während wir versuchen für Mitch ein neues zu Hause zu finden. Louise ist sehr krank und möchte sicherstellen, dass ihr Sohn nicht auf der Straße aufwachsen muss. Währenddessen begleitet uns stets die Anzeige am Bildschirm, die uns mitteilt, wie es gerade um Mitchs Rechtschaffenheit, sein Selbstvertrauen und seine Beziehungen steht.
Jede Entscheidung, die wir – meist recht spontan – treffen, beeinflusst diese Anzeige und die weiteren Kapitel rund um Mutter und Sohn. Handeln wir rechtschaffen, dann füllt sich die Anzeige grün – aber so einfach ist die Entscheidung nicht immer. Wir begleiten die beiden durch verschiedene Szenerien – von einer anfänglichen Situation im Diner, in dem Louise einfach nur ihr restliches Gehalt abholen möchte und am Ende das Auto des Chefs anzündet, bis hin zu einem Tanz auf der Bühne eines erwachsenen Tanz-Clubs, bei dem wir entscheiden müssen ob sie sich auf der Bühne für mehr Geld auszieht oder nicht. Und das vor den Augen ihres Sohnes, der sich an die Bühne geschlichen hat. Soll sich Louise ausziehen und das Bild von Frauen, das Mitch dadurch entwickeln wird, verändern? Das Geld können wir eigentlich gut auf der Reise gebrauchen.. Die Kombination der Entscheidungen macht alles aus.
Die Steuerung ist recht einfach gehalten – in manchen Szenen laufen wir durch Gebäude und Häuser auf der Suche nach Personen oder Gegenständen, andere Situationen lassen uns nicht viel Zeit zum Handeln und Nachdenken. Da konnte der Stress-Pegel dann deutlich steigen, wenn Mitch beispielsweise einen Baseballschläger unter Zeitdruck finden muss oder das Steuer beim Autofahren übernimmt. Die Quick-Time-Events waren in manchen Szenen nicht sofort ersichtlich, doch bestraft einen das Spiel nicht mit unnötigen Neuanfängen, sondern gibt uns die Chance die Events zügig zu wiederholen.
Grafik und Sound
Die allgemeine Ästhetik des Spiels konzentriert sich nicht auf Details, sondern auf einen stilisierten 2.5D Artstyle und wird in einer Third-Person-Perspektive gespielt. Zwischendurch wäre es schön gewesen, ein wenig Mimik in Mitchs Gesicht zu sehen, um seine Veränderung – die wir durch unsere Entscheidungen getroffen haben – zu erleben. Aber der Roadtrip ist eben wie einer gestaltet – mit gezeichneten Zwischen-Sequenzen, die wie Postkarten und Momentaufnahmen der Situation wirken.
Der Sound des Spiels richtet sich nach Folk-, Country- und Jazz inspirierten Melodien, die die Reise in die 1960er Jahre untermalen und uns auch mit Hilfe der Jazztrompeten in die Welt der beiden ziehen. Sie betonen die Schwere, die man beim Spielen spürt und begleiten uns auch in den letzten Momenten des Spiels mit starkem Einfluss.
Fazit
Dass Best month ever Inhalte enthält, die von manchen Menschen als verstörend oder sehr emotional bedrückend empfunden werden könnten, wurde schon durch die Inhaltswarnung zu Beginn klar. Doch kratzt das Spiel nicht nur oberflächlich an Themen wie sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, Rassismus, Sexismus und sogar Mord, die Entscheidungen führen teils eben zu diesen Momenten, in denen wir denken dass wir was Gutes tun und doch hinterfragen müssen, wie es zu dieser Situation kommen konnte.
Hat Best month ever einen Wiederspielwert? Wenn ihr alle neun Enden und alternative Situationen sehen möchtet, dann schon. Glücklicherweise könnt ihr immer in die Kapitel einsteigen, so dass ihr nicht immer alles von vorn erleben müsst.
Während des Spiels wurde eins deutlich klar – Menschen sind bei der Erziehung eines Kindes manchmal dazu gezwungen Entscheidungen zu treffen, deren Motivation nicht sofort ersichtlich ist. Und darin liegt eindeutig die Stärke des Spiels – dass SpielerInnen zum Diskutieren und Umdenken gebracht werden können.
Wenn ihr Spiele liebt, die euch mehrere Entscheidungen, Handlungsstränge und Enden bieten, dann werdet ihr auch Best Month Ever zu schätzen lernen. Stört ihr euch aber an Szenen die einem Walking Simulator ähneln, dann wird euch das Gameplay eher nicht zusagen.
Auch, wenn wir die unheilbare Krankheit von Louise stets im Hinterkopf hatten, so war es wirklich der beste Monat überhaupt mit ihr und Mitch.
Best month ever ist jetzt für PC, Xbox One, Xbox Series X/S und Nintendo Switch verfügbar.